«Elektrosmog»: was steckt dahinter und wird mit 5G alles schlimmer?

Wir sind immer häufiger «online» – auch wenn wir unterwegs sind. Sind wir darum mehr «Elektrosmog» ausgesetzt? Macht «Elektrosmog» krank? Und wird mit 5G alles schlimmer? Wir klären auf.

Wer «Elektrosmog» googelt, wird mit einer Vielzahl an Werbeanzeigen für Messgeräte und Schutzprodukte bombardiert. Schon das Wort «Smog», das eigentlich für Luftverschmutzung steht, suggeriert etwas Problematisches und Unerwünschtes.

Genau darum ist der Begriff umstritten. Eigentlich ist «Elektrosmog» ein umgangssprachlicher Sammelbegriff für alle elektrischen und magnetischen Felder, die technisch durch elektrische Leitungen und Geräte sowie Antennen erzeugt und als Verschmutzung empfunden werden

Wir sind in unserem Alltag dauernd und überall von elektrischen und magnetischen Feldern umgeben. Diese entstehen immer dort, wo elektrische Ströme oder Spannungen vorhanden sind – egal ob sie technisch (Radiotechnologien, Haushaltsgeräte) oder durch natürliche Vorgänge (Sonnenlicht, Gewitter) erzeugt werden.

Spricht man im Zusammenhang mit Mobilfunk von Strahlung, sind eigentlich elektromagnetische Felder gemeint, die von Mobilfunkantennen und Handys ausgehen – als deren Nutzsignal und Trägermedium (siehe unten).

Unterschieden werden elektromagnetische Felder durch ihre Wellenlänge oder Frequenz. Dabei lassen sich die Wellenlängen innerhalb des elektromagnetischen Spektrums in hochfrequente und niederfrequente Felder unterteilen. Hochfrequente elektromagnetische Felder werden zum Beispiel beim Radio und Fernsehen oder auch beim Mobilfunk genutzt. Niederfrequente elektrische und magnetische Felder entstehen vor allem bei der Erzeugung, Übertragung und Nutzung von elektrischem Strom.

Technisch erzeugte elektromagnetischen Felder sind nicht zwingend «unerwünscht», wie es der Begriff «Elektrosmog» suggeriert. Bei Funktechnologien, wie Mobilfunk oder Radio, erfüllen die elektromagnetischen Felder eine Nutzfunktion. Sie transportieren Daten von A nach B, damit Menschen über eine grössere Distanz miteinander kommunizieren können.

Toaster, Stromleitung, Antennen – was verursacht «Elektrosmog»?

Vom Toaster über Hochspannungsleitungen bis zu Mobilfunk-Antennen – wir sind in unserem Alltag dauernd von technisch erzeugten elektrischen und magnetischen Feldern umgeben.

Bereits eine ausgeschaltete Kaffeemaschine erzeugt elektrische Felder. Wird die Maschine eingeschaltet, entstehen zusätzlich magnetische Felder.

Je höher die Spannung sowie Stromstärke und je geringer die Abschirmung, desto grösser sind diese niederfrequenten Felder. Darum gelten überirdische Hochspannungsleitungen als typische «Elektrosmog»-Quellen.

Elektromagnetische Felder in einem Frequenzbereich von 100 Kilohertz bis 300 Gigahertz zählen zu den hochfrequenten Feldern. Quellen sind hier typischerweise die WLAN-Stationen, Funksendeanlagen für Radio und Mobilfunk (Endgeräte und Antennen).

Sowohl niedrig- als auch hochfrequente elektromagnetische Felder können nicht ohne Weiteres abgeschirmt werden. So durchringen sie beispielsweise Mauern oder Fenster. Mit der Entfernung nimmt die Feldstärke jedoch rasch ab, insbesondere bei niedrigfrequenten Feldern. Hochfrequente Felder verbreiten sich über grössere Distanzen, was die Mobiltelefonie oder das Radiohören überhaupt erst ermöglicht.

Übelkeit, Kopfschmerzen oder Schlafstörungen – Symptome von «Elektrosmog» oder Nocebo-Effekt?

In der Schweiz leiden nach eigener Einschätzung 1 von 20 Personen an einer «elektromagnetischen Hypersensibilität». Diese Menschen gelten als «elektrosensibel», sie klagen über Beschwerden wie Schlafstörungen, Herzrasen, Übelkeit oder Kopfschmerzen.

Fakt ist jedoch, dass sich wissenschaftlich kein Zusammenhang zwischen der Existenz elektromagnetischer Felder und einer Beeinträchtigung der Gesundheit feststellen lässt. Grundlage für diesen Konsens sind wissenschaftliche Studien der vergangenen 30 Jahre. Ebenso gibt es keine wissenschaftlichen Hinweise, dass die neueren Technologien wie Mobilfunk mit dem 5G-Standard daran etwas ändern würden.

Die Beschwerden müssen dennoch ernst genommen und erforscht werden. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass die Beschwerden der «Elektrosensibilität» nicht aufgrund von elektromagnetischer Strahlung entstehen, sondern höchstwahrscheinlich durch den Nocebo-Effekt ausgelöst werden.

Der Nocebo-Effekt bildet den Gegenpol zum bekannten Placebo-Effekt. Konkret beschreibt der Nocebo-Effekt die Situation, in welcher Beschwerden allein durch den Glauben an einen negativen Effekt (hier: verursacht durch die elektromagnetischen Felder) auftreten.

Wieso senkt 5G den «Elektrosmog»?

Die nachgefragte Menge an mobilem Datenverkehr steigt in der Schweiz rasant. Deshalb wird der neue Mobilfunkstandard 5G sukzessive in allen Regionen eingeführt. Die neue Technologie kann Daten deutlich schneller, gezielter und ressourceneffizienter übermitteln.

Viele Menschen stehen 5G kritisch gegenüber und argumentieren, dass adaptive Antennen – die für 5G eingesetzt werden – eine höhere Strahlenbelastung verursachen. Und damit mit 5G mehr «Elektrosmog» entsteht.

Das Gegenteil ist der Fall: 5G ist als Technologie deutlich effizienter als die Vorgängertechnologie 4G und diese wiederum als die Standards 3G und 2G. Der erstmalige Einsatz von adaptiven Antennen für 5G verstärkt die Effizienz zusätzlich. Die adaptiven Antennen senden Daten nur dorthin, wo sie auch benötigt werden. Die Umwelt wird damit weniger stark belastet als bei der Verwendung von herkömmlichen Antennen, die zu jeder Zeit in alle Richtungen gesendet hat.

Trotz steigendem Datenverkehr bleibt Strahlung konstant

Dies bestätigt jüngst auch der erste Monitoringbericht zur nichtionisierenden Strahlung des Bundesamts für Umwelt BAFU: Trotz steigendem Datenverkehr bleibt die Belastung durch Mobilfunk konstant auf einem moderaten Niveau. In der Tendenz stellt der Bericht gar fest, dass die Strahlenbelastung im Vergleich zur Messkampagne von 2014 tendenziell abnimmt.

Zudem verändert sich mit der Einführung von 5G auch nichts an der Gültigkeit der allgemeinen Mobilfunk-Grenzwerte. Diese schützen vor unerwünschten Effekten durch elektromagnetische Felder und sind auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse definiert. Dennoch hat die Schweiz noch zusätzliche sogenannte Anlagegrenzwerte in Kraft: Sie sind noch einmal um Faktor 10 verschärft und stellen die Vorsorge sicher.